beierle goerlich „ach, ich“ - Inszenierte Architekturfotografie / Schnitzer& Studio
beierle.goerlich
„ach, ich“
Inszenierte Architekturfotografie
Aktuelle Ausstellung im
Schnitzer& Studio, Lindwurmstraße 95a (2. Innenhof), 80337 München
(U3/U6 und Bus 58, Goetheplatz)
Ausstellung geöffnet bis 21. Juli 2017 nach Vereinbarung
Am Montag, 10. und 17. Juli 2017 jeweils geöffnet ab 15.00 Uhr
Vortragsreihe
„Aktivierung des ländlichen Raums“
Montag, 19. Juni 2017 um 19.00 Uhr
Jutta Görlich, Edward Beierle
Montag, 10. Juli 2017 um 19.00 Uhr
Peter Haimerl, Architekt und Till Hofmann, Kulturveranstalter
Montag, 17. Juli 2017 um 19.00 Uhr
Willi Koch, Luftmuseum Amberg und Andreas Auer, Ladenbergen
jeweils im Schnitzer& Studio, Lindwurmstraße 95a (2. Innenhof), 80337 München
(U3/U6 und Bus 58, Goetheplatz)
Die schwarze Frau in Viechtach
Viechtach ist ein Luftkurort, an einer Talschleife des Regens im Waldland. Vieh-, Leinen- und Schmalzhandel und Perlenfischer haben den Ort reich gemacht. Jetzt kommen die Touristen zum Klettern, Kanufahren, Skifahren und Wandern. Auch die schwarze Frau, eine Kunstfigur von beierle.goerlich besucht Viechtach. Sie taucht immer wieder dort auf, wo sich etwas verändert oder verändert hat. Nach Viechtach kommt sie mit dem Boot, als alles schon vorbei ist. Sie steht im demolierten Zentrum und seinen wabernden Siedlungen, sie sieht, was durch die Gleichgültigkeit der Bewohner aus den Städten wird.
Sie bleibt und wartet auf Entwicklung. Sie hört die Geschichten von Mörderinnen, Viehhändlern, Wirten und Händlern, geht in verlassene Häuser oder ihre Lücken. Währenddessen treibt sie in einer Wohnung aus Eis Wintersport, arbeitet in der Gastronomie, betreut zurückgelassene Kinder. Da in Viechtach ein Viertel des Stadtplatzes verschwunden ist, hat sie die Möglichkeit, im schon im Zentrum zu klettern und von dort in die fernen Wälder zu sehen.
beierle.goerlich
Inszenierte Architekturfotografie
Für den Menschen konstruierte Lebensräume sowie deren Inbesitznahme durch den Menschen sind Themen, für die sich Edward Beierle und Jutta Görlich in ihren gemeinsamen Projekten interessieren. Sie arbeiten als Künstlerteam schon lange zusammen, genau seit dem Unterfangen, das Leben der alten Bäuerin Cilli Sigl, in dem von Peter Haimerl revitalisierten Bauernhaus „Birg mich, Cilli!“ nachzuempfinden.
Geblieben ist seitdem die schwarzgekleidete Frau, die immer wieder an verlorenen Orten auftaucht, vor dem Abriss eines Hauses, vor einem Umbau oder wenn sich ein ganzes Dorf verwandelt. Sie stellt, legt oder setzt sich in Räume kurz vor deren Verschwinden und nicht erst kurz nach dem Verlassen-Werden, sie belebt diese noch einmal, bewohnt sie aber nicht. Die schwarzgekleidete Frau benutzt die noch in den Häusern oder im Ort vorhandenen Dinge nicht wie gewöhnlich, sondern spielt mit ihnen und gibt ihnen kurzzeitig eine mögliche Bedeutung zurück: Eine Schokoladenschüssel aus der Bäckerei wird zum Stahlhelm, ein Vorhang zum Schleier, eine Parkbank zum Beichtstuhl, ein Kaugummiautomat zum Sofa, eine Kuchentheke zum Schneewittchen-Sarg. Mit den gefundenen Gegenständen spielt sie Geschichten, aber auch Ereignisse, die erzählt wurden. Kurzzeitig schlüpft sie in die Rollen der ehemaligen Bewohner und zeigt Situationen, die stattgefunden haben könnten. Wie bei Cindy Sherman, die sich selbst fotografisch inszeniert, handelt es sich auch bei den Bildern, auf denen Jutta Görlich als schwarz gekleidete Frau abgebildet ist, um keine Selbstporträts. Vielmehr wird hier der eigene Körper als Leinwand verwendet; für die Foto-Performances wird Görlich zur Kunstfigur, die sich an verlassenen Orten aufhält, mit dem dort Zurückgelassenen interagiert und sich in Bezug zu ihrem Umfeld setzt.
Edward Beierle
geb. 1968 in München, ist seit 1995 als freier Fotodesigner mit den Schwerpunkten Portrait, Bildjournalismus, People und Landschaft international für Magazine und Agenturen tätig. Seine Ausbildung erfolgte an der staatlichen Fachakademie für Fotodesign in München. Als bildender Künstler ist er u. A. Mitglied der Künstlergruppe “Jeansgruppe”, “atelierheld” und arbeitet, neben eigenen Projekten, projektbezogen mit verschiedenen Künstlern und Gruppen in den Bereichen Foto-/Videokunst und Performance zusammen.
Jutta Görlich
geb. 1971 in Straubing, studierte Germanistik und Geschichte an der Ludwig-Maximilian-Universität München, danach an der Akademie der Bildenden Künste in München. Sie ist Teil des Büros Peter Haimerl und arbeitete bei „Cocobello“, bei „Birg mich, Cilli!“ und beim „Konzerthaus Blaibach“ mit.
Fotos: Edward Beierle, Fanny Haimerl